Seit Beginn der Jagdsaison kommt es wieder vermehrt zu tragischen "Verwechslungen". Ein im Dunkeln "versehentlich" geschossenes Fohlen, ein Schuss in ein Wohnzimmerfenster anstelle auf ein Reh – für Jagdunfälle gibt es viele Ursachen. Ein bekanntes Problem: Alkohol.
Nach der haarsträubenden Tierquälerei an einem kranken Rehbock auf Privatgrund (gegen den vom Österreichischen Tierschutzverein angezeigten tatverdächtigen Jäger laufen die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft) reißen die dramatischen Vorfälle im Zusammenhang mit Waidmännern nicht ab. Ein Schuss in ein Fenster anstatt auf ein Reh oder ein erschossener Golden Retriever, der danach in einem Fuchsbau versteckt wurde, lösen beim nicht-jagenden Teil der Bevölkerung blankes Entsetzen aus.
Für den vorläufig unrühmlichen Höhepunkt sorgte nun ein Jäger in Oberösterreich, der ein 15.000 EUR teures Rassefohlen mit einem Wildschwein verwechselte und den Abzug drückte. Das Tier konnte nicht mehr gerettet werden und musste von seiner Besitzerin eingeschläfert werden. Allein im letzten Monat wurden gleich mehrere, zum Teil schwere, Jagdunfälle bekannt, bei denen auch Menschen verletzt wurden.
Für Unfälle bei der Jagdausübung gibt es mehrere Ursachen: Unerfahrene Jäger haben oft die sog. "Jagdhitze": übereifrig werden sicherheitstechnische Aspekte außer Acht gelassen. Neben Unachtsamkeit führt auch schlechtes Sehen aufgrund von Überalterung in der Jägerschaft zu tragischen Unfällen.
Der Blick eines Jägers wird aber leider allzu oft aus einem anderen Grund getrübt: Alkohol. Flachmänner mit Jagdmotiven sind ebenso bekannt wie leere Alkoholflaschen in der Umgebung von Hochsitzen – ein beliebtes Mittel, um sich beim Ansitzen "von innen" zu wärmen. Auch bei Gesellschaftsjagden ist häufig Hochprozentiges im Spiel. Die Folge: Jagdunfälle und die Gefahr, sich selbst und andere Personen schwer zu verletzen, steigen enorm an; Tiere werden nicht sauber getroffen und müssen unnötig leiden. Für den Österreichischen Tierschutzverein steht fest: Die Kombination Alkohol und Schusswaffen stellt eine Lebensgefahr für Mensch und Tier dar.
Aus diesem Grund fordert der Österreichische Tierschutzverein:
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Festlegung einer Null-Promille Grenze bei der Jagd in den einzelnen Jagdlandesgesetzen; ein Zuwiderhandeln muss den Entzug der Jagdkarte zur Folge haben;
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Verpflichtender Alkotest nach Jagdunfällen;
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Psychologische Überprüfung von angehenden Jägern;
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Regelmäßige Augenkontrolle bei Jägern ab einem Alter von 50 Jahren
Die sich – trotz unterschiedlicher Landes-Jagdgesetze – wiederholenden gesetzlichen Voraussetzungen für den Entzug der Jagdkarte – nämlich das Fehlen der sog. "Verlässlichkeit" bzw. "unvorsichtiges Führen der Waffe" – reichen in der Regel nicht aus, um alkoholisierten Jägern gleich beim ersten Mal die Jagdkarte entziehen zu können; erst bei gravierendem Fehlverhalten oder mehrmaligem Jagen unter Alkoholeinfluss wird es in der Praxis zum Entzug der Jagdkarte kommen. Das begünstigt Jagdunfälle unter Alkoholeinfluss und gefährdet die allgemeine Sicherheit.
Nur die klare gesetzliche Festschreibung einer Null-Promille-Grenze in allen Landesjagdgesetzen samt Jagdkartenentzug bei Verstoß dagegen, könnte Abhilfe schaffen. Dies würde auch dem allgemeinen Sicherheitsbedürfnis in Bezug auf den Waffenbesitz von Privatpersonen Rechnung tragen und viel Tierleid ersparen.