OTS (Wien/Stockerau) Die letzte Wurfperiode der Igel findet im September statt. Viele der Jungtiere erreichen jedoch nicht das notwendige Körpergewicht von mindestens 500 Gramm, um für den Winterschlaf gerüstet zu sein. Um ihre Energiereserven aufzubauen, suchen sie daher auch tagsüber nach Nahrung. Das ist meist ein Anzeichen, dass sie Hilfe brauchen. Ein tragischer Vorfall in Wien-Hetzendorf zeigt, wie gefährlich der Alltag für Igel sein kann: Ein rund sieben Wochen altes Jungtier hatte sich mit dem Kopf in einer Plastikeinfassung verfangen und kam alleine nicht mehr frei. Igel aus Falle gerettet Alfred Kofler, Leiter der Tierpflege am Assisi-Hof, berichtet: „Zum Glück war das Plastikteil nicht wie befürchtet eingewachsen. Die Tierärztin konnte den kleinen Patienten unter Inhalationsnarkose behutsam aus seiner misslichen Lage befreien.“ Mittlerweile geht es dem Igel gut – er wächst kräftig am Assisi-Hof in Stockerau und soll im Oktober wieder in die Natur entlassen werden. Bei Unsicherheit sofort Rat holen Nicht immer ist der Fall so eindeutig. Im Herbst brauchen Igel Fettreserven für den Winter. Wer unsicher ist, ob ein Igel Hilfe benötigt, sollte nicht lange zögern. Der Österreichische Tierschutzverein und regionale Wildtier- oder Igelstationen beraten kostenlos und übernehmen die fachgerechte Betreuung. So lässt sich vermeiden, dass gut gemeinte, aber falsche Maßnahmen den Tieren schaden. Warum Tagaktivität ein Warnsignal ist Die letzten Igelbabys des Jahres kommen bis Ende September zur Welt. Ein gesunder Igel ist rundlich, kräftig und nur nachts aktiv. Sieht man einen Igel bei Tageslicht, sollte man sein Verhalten und seinen Zustand genau beobachten. Denn gesunde Igel sind normalerweise ausschließlich in der Nacht aktiv. Alfred Kofler: „Für uns Menschen ist das ein wichtiges Anzeichen. Besonders gefährdet sind Jungigel, die im Herbst weniger als 500 Gramm wiegen. Sie sind noch zu schwach und laufen Gefahr, den Winter nicht zu überleben.“ Ob er Hilfe braucht, erkennt man an verschiedenen Anzeichen: • Magerkeit und eingefallene Flanken • Sichtbare Verletzungen oder Wunden • Apathie, Torkeln, fehlendes Einrollen • Auffallend viele Parasiten (Flöhe, Zecken oder Milben) Igel brauchen Winterspeck Im Herbst brauchen Igel Fettreserven für den Winter. Wegen Insektensterben und fehlenden Rückzugsorten wird das immer schwieriger. Junge Igel, die im Herbst noch zu leicht sind, können mit Insekten wie Mehlwürmern, Heuschrecken oder Soldatenfliegenlarven, oder hochwertigem feuchtem Katzenfutter den nötigen Winterspeck anlegen. „Spezielles Igelfutter aus dem Handel enthält leider oft Getreide, Obst oder Zucker, die dem Igel Probleme bereiten können“, weiß Experte Kofler. Insektensterben https://tierschutzverein.at/presseaussendung/insektensterben-bedroht-vogelwelt/ Milch für Igel ein Problem Milch ist grundsätzlich tabu, da Igel unter Laktoseintoleranz leiden und Milchprodukte zu schweren Durchfällen führen können. Unbedenklich und sogar wichtig ist hingegen frisches Wasser, das in einer flachen Schale angeboten werden sollte und regelmäßig ausgetauscht werden muss. Hände weg von gefährlichen Präparaten! „Parasiten sollten niemals in Eigenregie behandelt werden“, warnt Experte Kofler. „Medikamente, die für Hunde und Katzen gedacht sind, sind für Igel oft giftig. Dazu zählen Flohsprays, Spot-On-Präparate oder Wirkstoffe wie Ivermectin. Schon geringe Mengen können schwere Vergiftungen verursachen und im schlimmsten Fall tödlich wirken.“ Deshalb dürfen nur geschulte Fachleute – etwa in Wildtier- oder Igelstationen – kranke oder geschwächte Igel medizinisch behandeln. So können wir Igeln wirklich helfen Auch ohne direkten Kontakt kann jeder einen Beitrag leisten: Im Garten hilft es, Laub liegen zu lassen und wilde Ecken nicht komplett aufzuräumen. So entstehen sichere Rückzugsorte und Schlafplätze für die Tiere. Igel helfen https://tierschutzverein.at/so-helfe-sie-igeln-durch-herbst-und-winter/ Igel steht auf Roter Liste In Österreich sind sowohl Braunbrust- als auch Weißbrustigel gesetzlich geschützt. Trotzdem gehen ihre Bestände stark zurück. Besonders alarmierend: Die Zahl der Westeuropäischen Igel ist in den letzten zehn Jahren um bis zu 50 % gesunken. Igel in Not www.tierschutzverein.at/presseaussendung/igel-in-not/ Rückfragen & Kontakt: Alexios Wiklund Presse- und Öffentlichkeitsarbeit 0660/730 42 91 wiklund@tierschutzverein.at www.tierschutzverein.at/presse