Wenn Pferde altern, verändert sich ihr Körper ebenso wie ihre Bedürfnisse. Ein „Pferdesenior“ braucht nicht nur angepasstes Futter und engmaschigere tierärztliche Betreuung, sondern vor allem eines: Zeit, Aufmerksamkeit und Verständnis. Wer sein Pferd bis ins hohe Alter begleiten darf, übernimmt Verantwortung – für ein Leben in Würde.
Ab wann ist ein Pferd alt?
Ab etwa 18 bis 20 Jahren gelten Pferde als Senioren – manche zeigen bereits früher typische Altersmerkmale: ein graues Fell, eingefallene Muskulatur oder einen weicheren Rücken. Die Alterung verläuft individuell. Wichtig ist, Verhaltensänderungen und körperliche Signale frühzeitig zu erkennen.
Körperliche Veränderungen im Alter
Im Alter lassen Elastizität und Beweglichkeit nach. Arthrose ist eine häufige Alterserscheinung – sie betrifft vor allem Gelenke in den Beinen und kann zu Lahmheiten führen.
Auch die Zähne nutzen sich mit der Zeit ab. Scharfe Kanten, Zahnverlust oder Kauprobleme erschweren die Futteraufnahme – Folge können Gewichtsverlust oder Verdauungsstörungen sein.
Häufig treten auch Stoffwechselstörungen wie das Cushing-Syndrom (PPID) auf. Symptome sind z. B. Muskelabbau, langes Fell, Hufrehe oder vermehrter Durst. Eine tierärztliche Diagnose ist hier essenziell.
Fütterung anpassen – weich, nährstoffreich, verträglich
Ein altes Pferd braucht Futter, das es gut aufnehmen und verdauen kann. Bei Zahnproblemen helfen Heucobs oder eingeweichte Raufutteralternativen. Seniorenmüslis mit leicht verdaulicher Energie, hochwertigen Proteinen und speziell abgestimmten Mineralstoffen unterstützen den Körper gezielt. Auch Kräuter können hilfreich sein – etwa zur Unterstützung von Stoffwechsel, Gelenken oder Kreislauf.
Bewegung und Haltung: sanft und sicher
Bewegung bleibt wichtig, auch für Senioren. Spaziergänge oder leichte Bodenarbeit fördern die Durchblutung und Muskulatur. Wichtig ist ein schonender, regelmäßiger Bewegungsrhythmus.
In der Haltung profitieren alte Pferde von festen Abläufen, ruhigen Herden und rutschfestem Boden. Offenställe mit Seniorengruppen oder Rückzugsbereichen sind besonders geeignet.
Tierärztliche Vorsorge: regelmäßig und gezielt
Alte Pferde brauchen engmaschigere Kontrollen: Neben Impfungen, Hufpflege und Wurmkuren gehören regelmäßige Zahn- und Blutuntersuchungen dazu – zur Früherkennung von Erkrankungen wie PPID oder Organproblemen. Auch kleine Verletzungen oder Hautprobleme sollten ernst genommen werden, da die Heilung langsamer verläuft.
Emotionale Fürsorge – gebraucht bleiben
Nicht zu unterschätzen ist der psychische Aspekt: Alte Pferde wollen weiterhin Teil der Gemeinschaft sein. Feste Rituale, menschliche Nähe und ein wertschätzender Umgang sind für ihr Wohlbefinden genauso wichtig wie Futter und Bewegung.

FAQs
Wie oft sollte ein altes Pferd tierärztlich untersucht werden?
Mindestens einmal jährlich – besser zweimal. Dabei sollten neben einer Allgemeinuntersuchung auch Zähne, Blutwerte und gegebenenfalls hormonelle Veränderungen (z. B. PPID) kontrolliert werden.
Sollte ein altes Pferd noch in der Herde bleiben?
Ja, soziale Kontakte sind auch im Alter wichtig. Ideal ist eine ruhige Gruppe mit gleichaltrigen Pferden. Bei aggressivem Verhalten jüngerer Tiere kann ein separater Seniorenbereich sinnvoll sein.
Braucht ein altes Pferd spezielles Zusatzfutter?
Nicht jedes, aber viele. Besonders Pferde mit Zahnproblemen, Muskelabbau oder Stoffwechselerkrankungen profitieren von Seniorenmüsli, Vitaminen, hochwertigen Aminosäuren oder Mineralstoffpräparaten. Wichtig ist eine individuelle Fütterungsberatung, ggf. mit Blutbild.
Wie kann ich mein altes Pferd geistig fit halten?
Mit klaren Routinen, sanfter Bodenarbeit, Spaziergängen oder kleinen Lernaufgaben bleibt das Pferd mental aktiv. Auch soziale Kontakte innerhalb der Herde und positive Mensch-Tier-Beziehungen fördern das seelische Gleichgewicht.