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Mulesing: So leiden Merinolämmer

Österreichischer Tierschutzverein - Tierschutzwissen: So leiden Merinolämmer. Wir klären auf!
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Merinowolle gilt als besonders teure, weiche und kratzfreie Wollart. Sie kommt z.B. bei Schals, Pullovern und Schiunterwäsche zum Einsatz. Was viele Konsumenten nicht wissen: Damit die Schafe besonders viel Wolle abgeben, schneiden die Farmer ihren Tieren riesige Hautlappen weg – ohne Betäubung oder Schmerzmittelgabe. Wie Merinolämmer leiden: Der Österreichische Tierschutzverein klärt auf.

Das Merinoschaf ist eine Feinwoll-Schafrasse und stammt ursprünglich aus Nordafrika. Heute zählen Australien und Neuseeland zu den weltweit größten Produzenten der Naturfaser. Die wichtigsten Fakten im Überblick:

  • Australien als Hauptsitz der Merinowoll-Industrie: Fast 100 Prozent der weltweit hergestellten Merinowolle wird in Australien und Neuseeland produziert, 75 Prozent allein in Downunder.
  • Merinolämmer leiden entsetzlich: Mehr als 90 Prozent der australischen Merinowolle stammt von Lämmern, die von Mulesing betroffen sind. Bei dieser grausamen Methode schneiden Farmer ihren Tieren riesige Hautlappen weg, um sie vor Parasitenbefall zu schützen.
  • Mehr als 70 Prozent der Merinolämmer sind betroffen: Mehr als 70 Prozent der australischen Merinolämmer werden durch Mulesing verstümmelt. Dabei kommen weder Narkose noch Schmerzmittel zum Einsatz – dabei haben die wehrlosen Tiere ein ähnliches Schmerzempfinden wie der Mensch.

Merinolämmer leiden für Kuschelwolle

Damit Merino-Schafe möglichst viel Wolle liefern, wurden ihnen besonders viele Hautfalten angezüchtet. Diese bieten ein ideales Klima für Schmeißfliegen. Die Insekten legen ihre Eier in den Falten unter der feuchten, verkoteten Wolle rund um den Schwanz ab. Sobald die Maden schlüpfen, fressen sie sich ins Fleisch der wehrlosen Tiere. Dem soll das sogenannte Mulesing Abhilfe schaffen.

Vor allem die australische Merinowoll-Industrie steht hart in der Kritik. Dort wird Mulesing hauptsächlich praktiziert. Das Ziel: Die Haut soll vernarben, damit sich auf den glatten, haarlosen Stellen keine Parasiten absetzen können. Die Folge für die Tiere: Langzeitschmerzen, Traumata und Infektionen, die nicht selten tödlich enden.

Dabei ist die Wirkung von Mulesing äußerst umstritten: Zum einen verhindert die Methode, dass die Schafe eine natürliche Resistenz gegen den Fliegenbefall bilden. Zum anderen nisten Schmeißfliegen auch in Falten an anderen Körperstellen. Die Wirkung dieser grausamen Methode ist daher äußerst fraglich – und sie ist noch längst nicht alles, was Merinolämmer in den ersten Lebensmonaten aushalten müssen: Bereits im Alter von wenigen Wochen bekommen sie Ohrmarken, gefolgt von der Kastration männlicher Lämmer und der Entfernung des Schwanzes.

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Alternativen zu Mulesing

Die Mehrheit der australischen Farmer befürworten Mulesing. In Wahrheit gibt es jedoch nur einen Grund, von einem derart grausamen Verfahren Gebrauch zu machen: Profitgier. So gibt es durchaus Merinoschafe, die keine überschüssigen Hautfalten aufweisen – diese Rassen sind jedoch weniger ertragreich. Neben der Wahl bzw. Zucht von Schafen, die weniger anfällig für Parasiten sind, gibt es Alternativen wie z.b.

  • das regelmäßige Scheren der besagten Stellen um den Schwanz,
  • das regelmäßiges Entwurmen,
  • die Anwendung von Insektiziden, die direkt auf das Fell der Tiere aufgetragen werden,
  • ein besseres Management der Beweidung, wodurch die Wolle weniger feucht geraten und verklumpen würde.

Mulesing: Augen auf beim Kleiderkauf

Liebe Tierfreundin, lieber Tierfreund: Mulesing ist eine grausame, vermeidbare Methode, die großes Tierleid verursacht – und deren Wirkung noch dazu höchst umstritten ist. Wer das grausame Mulesing nicht länger unterstützen möchte, sollte beim Shoppen entweder auf Produkte aus Merinowolle verzichten oder stattdessen auf Marken setzen, die ausschließlich Mulesing-freie Merinowolle verwenden. Leider können nur wenige österreichische Unternehmen Mulesing ausschließen. Dazu gehören z.B. die Sportartikelhersteller Hervis und SCROC sowie der nachhaltige Modenabieter Zerum. Weitere Anbieter listet die Arbeiterkammer Oberösterreich hier auf.

Übrigens: Genau wie im Lebensmittelbereich, gibt es auch in der Merinobranche zahlreiche Zertifikate. Leider sind diese nicht immer vertrauensvoll. Sogar der internationale Bio-Standard GOTS (Global Organic Traceability Standard) lässt Mulesing aktuell zu.

(Stand 8.11.2020)

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