Für uns den Österreichischen Tierschutzverein steht das Wohl der Tiere an erster Stelle.

    Österreichischer Tierschutzverein: Fledermäuse in Gefahr und wie wir ihnen helfen können

    Presse

    OTS (Wien) – In Österreich sind viele Fledermausarten auf der Roten Liste in hohen Gefährdungskategorien eingestuft, einige drohen sogar auszusterben. Der Österreichische Tierschutzverein warnt: Hauptursachen für den dramatischen Rückgang sind Lebensraumverlust, Schadstoffbelastung, Insektensterben und fehlende Quartiere.

    „In Österreich leben 31 Fledermausarten, 22 davon sogar in der Metropole Wien. Sie sind sie die einzigen Säugetiere, die aktiv fliegen können“, weiß Dr. Markus Milchram, Fledermaus-Experte am Zoologie-Institut der BOKU Wien. Außerdem können sie sich mit Hilfe eines Ultraschall-Echo-Systems in vollkommener Dunkelheit orientieren und damit unabhängig vom Tageslicht auf Beutesuche gehen.

    Einzigartige Fortpflanzungstechnik

    Eine weitere Besonderheit: Obwohl ihre Paarungszeit jetzt im Herbst ist, speichern die Weibchen die Spermien, um die Eizelle erst im darauffolgenden Frühjahr zu befruchten. Pro Jahr bringt ein Weibchen meist nur ein Junges zur Welt.

    Zoologe Dr. Markus Milchram: „Aufgrund ihrer langen Lebensdauer und der geringen Fortpflanzungsrate sind Fledermäuse oft sehr stark von Umwelteinflüssen betroffen und die Populationen benötigen lange, um sich wieder zu regenerieren.“

    Unverzichtbare Jäger der Nacht

    Fledermäuse sind wichtige Helfer in der Natur: Jede von ihnen frisst jede Nacht bis zu tausenden Insekten. So halten sie Schädlinge in Schach und schützen unsere Pflanzen auf natürliche Weise. Gleichzeitig verringern sie das Risiko, dass Krankheiten durch Stechmücken und andere Insekten übertragen werden.
    Selbst die kleinsten heimischen Fledermäuse, die Mücken- und die Zwergfledermaus mit weniger als vier Gramm Körpergewicht, fressen dabei über den Sommer ein Viertel Kilogramm Insekten.

    Insektensterben bedroht auch Fledermäuse

    Der Einsatz von Pestiziden nimmt den Tieren ihre Nahrungsgrundlage. Nachtfalter und andere Insekten werden immer seltener. In vielen Regionen ist die Insektenzahl in den letzten Jahrzehnten um bis zu 70–80 % gesunken. Für Fledermäuse bedeutet das weniger Nahrung im Sommer und weniger Fettreserven für den Winterschlaf.

    Gefahr durch Lebensraumverlust

    Gleichzeitig verschwinden alte Bäume mit Höhlen, Mauerritzen oder Dachböden, die Fledermäusen als Unterschlupf dienen – unter anderem auch für den Winterschlaf. Hinzu kommen Windräder und zunehmend heiße Sommer, die den empfindlichen Tieren zusätzlich zusetzen.

    „Fledermäuse nutzen über das Jahr verteilt eine große Anzahl von verschiedenen Quartieren und Jagdlebensräumen“, weiß Experte Milchram, „was sie besonders anfällig gegenüber Veränderungen der Umwelt macht.“

    Problem Umweltgifte

    Schadstoffe wie Schwermetalle (Cadmium und Blei) können ihre Koordination beeinträchtigen und dadurch den Jagderfolg reduzieren, wie eine Studie der Universität Innsbruck zeigt. Auch organische Schadstoffe (z.B. Holzschutzmittel) belasten sie, insbesondere wenn sie im Winter ihre Fettreserven abbauen.

    Erholung bei einigen Fledermausarten

    Dr. Milchram hat auch gute Nachrichten: „Nicht alle Fledermauspopulationen nehmen ab – manche nehmen sogar zu. So haben sich die Bestände der Kleinen Hufeisennase in vielen Regionen in den letzten Jahrzehnten erholt. Auch Populationen von wärmeliebenden Arten wie die Alpen- oder die Weißrandfledermaus nehmen zu. Warum das so ist, lässt sich teilweise nur schwer herausfinden, da Fledermäuse wegen ihrer komplexen Lebensweise sehr schwer zu erforschen sind.“

    Sichere Fledermaus-Quartiere schaffen

    Trotz aller Bedrohungen kann jeder einen Beitrag leisten, zum Beispiel mit einem Fledermauskasten. Dieser sollte mit freiem Anflug hoch genug und windgeschützt hängen. Direkte Sonne, Lichtquellen oder Lärm gilt es zu vermeiden. Mehrere Kästen an unterschiedlichen Stellen erhöhen die Chancen, dass sie angenommen werden.

    Fledermauskästen – was zu beachten ist

    •Schatten, keine direkte Sonne, kein Licht/Lärm.
    • Hoch (4–5 m), windgeschützt, mit freiem Anflug.
    • Mehrere Kästen in verschiedenen Himmelsrichtungen.
    • Nicht über Fenstern, Terrassen oder Eingängen wegen Kotabwurf.

    Jeder naturnahe Garten hilft

    Wer seinen Garten naturnah gestaltet, bietet Fledermäusen neue Chancen. Blühende Pflanzen wie Nachtkerze oder Leimkraut locken Nachtinsekten an. Auch Kräuter wie Minze oder Salbei sowie Gehölze wie Weißdorn sind wahre Insektenmagneten – und damit ein gedeckter Tisch für die Jäger der Nacht.

    Niederösterreichs Winterparadies für 17 Fledermausarten

    In der Hermannshöhle bei Kirchberg am Wechsel finden 17 verschiedene Fledermausarten vor allem im Winter Schutz und Ruhe. In der größten Tropfsteinhöhle Niederösterreichs sind besonders häufig die Kleine und die Große Hufeisennase, das Mausohr, die Wasser- und die Mopsfledermaus zu sehen.

    Rückfragen & Kontakt:
    Alexios Wiklund
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    0660/730 42 91
    wiklund@tierschutzverein.at
    www.tierschutzverein.at/presse

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Dr. Markus Milchrahm © privat

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