
Österreichischer Tierschutzverein: Jungigel im Herbst richtig helfen, damit sie langen Winter überstehen
PresseOTS (Wien/Stockerau) Die Jungigel aus Spätwürfen schaffen es häufig nicht mehr, genügend Fett für den Winterschlaf anzulegen. Wenn sie deshalb jetzt tagsüber nach Futter suchen, ist das ein Zeichen, dass sie in Not sind. Doch um diesen bedrohten Tieren richtig zu helfen, ist etwas Fachwissen erforderlich.
Ein tragischer Vorfall in Wien-Hetzendorf zeigt, wie gefährlich der Alltag für Igel sein kann: Ein rund sieben Wochen altes Jungtier hatte sich mit dem Kopf in einer Plastikeinfassung verfangen und kam alleine nicht mehr frei.
Igel aus Falle gerettet
Alfred Kofler, Leiter der Tierpflege am Assisi-Hof, berichtet: „Zum Glück war das Plastikteil nicht wie befürchtet eingewachsen. Die Tierärztin konnte den kleinen Patienten unter Inhalationsnarkose behutsam aus seiner misslichen Lage befreien.“ Mittlerweile geht es dem Igel gut – er wächst kräftig am Assisi-Hof in Stockerau und soll im Oktober wieder in die Natur entlassen werden.
Bei Unsicherheit sofort Rat holen
Nicht immer ist der Fall so eindeutig. Wer unsicher ist, ob ein Igel Hilfe benötigt, sollte nicht lange zögern. Der Österreichische Tierschutzverein und regionale Wildtier- oder Igelstationen beraten kostenlos und übernehmen die fachgerechte Betreuung. So lässt sich vermeiden, dass gut gemeinte, aber falsche Maßnahmen den Tieren schaden.
Igel helfen https://tierschutzverein.at/so-helfe-sie-igeln-durch-herbst-und-winter/
Warum Tagaktivität ein Warnsignal ist
Die letzten Igelbabys des Jahres kommen jetzt zur Welt. Ein gesunder Igel ist rundlich, kräftig und in der Regel nur nachts aktiv. Sieht man einen Igel bei Tageslicht, sollte man sein Verhalten und seinen Zustand genau beobachten. Alfred Kofler: „Für uns Menschen ist das ein wichtiges Anzeichen. Besonders gefährdet sind Jungigel, die im Herbst weniger als 500 Gramm wiegen. Sie sind noch zu schwach und laufen Gefahr, den Winter nicht zu überleben.“
Anzeichen, dass Igel wirklich Hilfe brauchen
• Magerkeit und eingefallene Flanken
• Sichtbare Verletzungen oder Wunden
• Apathie, Torkeln, fehlendes Einrollen bei Gefahr
• Auffallend viele Parasiten (Flöhe, Zecken oder Milben)
Igel brauchen Winterspeck
Im Herbst brauchen Igel Fettreserven für den Winter. Wegen Insektensterben und fehlenden Rückzugsorten wird das immer schwieriger. Junge Igel, die im Herbst noch zu leicht sind, können mit Insekten wie Mehlwürmern, Heuschrecken oder Soldatenfliegenlarven, oder hochwertigem feuchtem Katzenfutter den nötigen Winterspeck anlegen. „Spezielles Igelfutter aus dem Handel enthält leider oft Getreide, Obst oder Zucker, die dem Igel Probleme bereiten können“, weiß Igel-Experte Kofler.
Insektensterben https://tierschutzverein.at/presseaussendung/insektensterben-bedroht-vogelwelt/
Milch für Igel ein Problem
Milch ist grundsätzlich tabu. Igel leiden unter Laktoseintoleranz und Milchprodukte können zu schweren Durchfällen führen. Unbedenklich und sogar wichtig ist hingegen frisches Wasser, das jederzeit zugänglich in einer flachen Schale angeboten werden sollte und regelmäßig ausgetauscht werden muss.
Hände weg von gefährlichen Präparaten!
„Parasiten sollten niemals in Eigenregie behandelt werden“, warnt Experte Kofler. „Medikamente, die für Hunde und Katzen gedacht sind, sind für Igel oft giftig. Dazu zählen Flohsprays, Spot-On-Präparate oder Wirkstoffe wie Ivermectin. Schon geringe Mengen können schwere Vergiftungen verursachen und im schlimmsten Fall tödlich wirken.“ Deshalb dürfen nur geschulte Fachleute – etwa in Wildtier- oder Igelstationen – kranke oder geschwächte Igel medizinisch behandeln.
Igel steht auf Roter Liste
In Österreich sind sowohl Braunbrust- als auch Weißbrustigel gesetzlich geschützt. Trotzdem gehen ihre Bestände stark zurück. Besonders alarmierend: Die Zahl der Westeuropäischen Igel ist in den letzten zehn Jahren um bis zu 50 % gesunken.
Igel in Not www.tierschutzverein.at/presseaussendung/igel-in-not
So können wir Igeln wirklich helfen
Auch ohne direkten Kontakt kann jeder einen Beitrag leisten: Im Garten hilft es, Laub liegen zu lassen und wilde Ecken nicht komplett aufzuräumen. So entstehen Lebensräume für Insekten, Schnecken und andere Tiere, die auf dem Speiseplan des Igels stehen sowie sichere Rückzugsorte und Schlafplätze für die Tiere.
Rückfragen & Kontakt:
Alexios Wiklund
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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